Mit Verwunderung haben die Mitglieder der Freien Demokraten Hille der Presse entnommen, dass die FDP OWL eine Anfrage im Regionalrat der Bezirksregierung Detmold zum Thema Erdgasförderung durch Fracking gestellt hat. Den Medienberichten nach geht der Fraktionsvorsitzende der FDP im Regionalrat davon aus, rechnerisch schon in sechs Monaten mit der Förderung starten zu können. Nach den Unterlagen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe befindet sich potentielles Fördergebiet im Kreisgebiet Minden-Lübbecke, sowie Niedersachsen.

„Natürlich finden wir als Liberale es richtig, Verbote vor dem Hintergrund neuer Gegebenheiten und technischer Möglichkeiten zu prüfen“, so der Ortsvorsitzende Nikolaus Netzel. „Bei einigen Mitgliedern weckt diese Vorgehensweise aber den Eindruck, dass hier keine ergebnisoffene Prüfung erfolgen soll, sondern ähnlich wie bei den AKW-Laufzeiten die Entscheidung bereits getroffen ist“, so Netzel weiter. Die Mitglieder sind bei Ihrer Fraktionssitzung in Holzhausen II sichtlich über die Vorgehensweise enttäuscht und haben ihren Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler um ein Gespräch gebeten.

Die Hiller Liberalen sehen Fracking aber auch wegen lokaler Gegebenheiten kritisch. Sebastian Tausch, Unternehmer und stellvertretender Vorsitzender der Hiller FDP: „Im WBV am Wiehen beispielsweise gibt es bereits jetzt erhebliche Probleme. Die Trinkwasserampel steht regelmäßig auf gelb und rot und es gibt Unstimmigkeiten zwischen Anwohnern und Landwirten, welche Grundwasser zur Bewässerung der Felder fördern. Meines Wissens nach benötigt Fracking erhebliche Mengen an Wasser. Selbst wenn neue Fördertechnologien ohne gefährliche Chemikalien auskommen sollten, stellt sich mir die Frage, mit welchem Wasser die Förderung erfolgen soll und welche Auswirkungen dies auch langfristig auf die Grundwasserversorgung in unserer Region hat.“

Wichtig ist den Freien Demokraten Hille auch ein realistisches zeitliches Szenario. So zeigen sich die Fraktionsmitglieder überzeugt, dass bei den aktuell üblichen Genehmigungsfristen potenzielles Frackinggas wohl nicht mehr positiv zu der aktuellen Energiekrise beitragen kann. Die Hiller Liberalen regen stattdessen an zu prüfen, ob und in welchem Umfang beispielsweise Biogasanlagen ihr Gas einspeisen könnten und damit die Gasversorgung im Kreis Minden-Lübbecke kurzfristig zu unterstützen. „Wir haben außerdem das Gefühl, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Die hohen Energiekosten gefährden unsere Wirtschaft und somit Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Renten- und Gesundheitsversorgung im Hier und Jetzt“, so der Hiller Unternehmer Dietmar Böker. „Statt die Laufzeiten der AKWs zu verlängern, bis sich Energieversorgung und Preise stabilisiert haben, akzeptiert die Bundesregierung die Stilllegung im Frühjahr, hat aber keine Gewissenskonflikte, den Atomstrom aus den Nachbarländern zu beziehen, auch wenn dieser in Deutschland produziert werden könnte.“

Langfristig setzen sich die Hiller Liberalen für eine stabile, preisgünstige und nachhaltige Energieversorgung ein. „Natürlich können wir ergebnisoffen prüfen, ob Fracking in unserer Region sinnvoll ist. Wir sollten uns aber vor allem darauf konzentrieren, langfristig eine nachhaltige Energieversorgung aufzubauen“, so Nikolaus Netzel. „Hier sehen wir in der Region noch großes Potenzial*, beispielsweise im Ausbau der Photovoltaik auf Hausdächern, Parkplätzen und Brachen oder auch durch Bürgerwindparks – den Ausbau könnten auch die Städte und Gemeinden noch deutlich stärker forcieren. Da zudem das Erdgasnetz zukünftig für Wasserstoff genutzt werden soll, könnten bereits heute die erforderlichen Maßnahmen beschleunigt werden, um sowohl Transport als auch Erzeugung in der Region zukunftsfähig aufzustellen. Ein solches Maßnahmenpaket wäre auch für die Wirtschaft ein Signal, nach vorne zu schauen“.

*Solarkataster NRW: https://www.energieatlas.nrw.de/site/karte_solarkataster